Satire als Verpackung

Wie transportiert man einen politischen Stoff an das Publikum? Per Sachbuch? Das ist vielleicht für Fachleute gut, bringt aber wenig Kunden und Reichweite. Per satirisches Sachbuch? Vielleicht schon eher, weil mehr Verbreitung. Der Kick aber kam für Moore auf der Oscar Verleihung für seinen Dokumentarfilm „Bowling for Columbine“. Die ganze Welt sah zu, als er die üblichen Dankesfloskeln weg ließ und „shame on you, Mr. Bush, we do not want this war!“ in die Glitzerwelt rief, bis ihm das Mikrofon abgedreht wurde.

Vorher, so sagte er in der anschließenden Diskussion im CCH, wurden sie durch den Veranstalter vergattert: Kein Wort über Irak! „Du bist tot, du hast es vermasselt“ sagten danach viele, selbst Freunde. Das Gegenteil war der Fall. Die Besucherzahl seiner Dokumentation in den Kinos explodierte, seine Bücher wurden aus den Regalen gerissen. Das brachte und bringt ihm die finanzielle Unabhängigkeit, die er für seinen Kreuzzug braucht, sagt Moore. Und das zeichnet ihn aus, er hat Mut! Das honorierten die zumeist jungen CCH Besucher immer wieder mit stürmischen Applaus.

In USA hat es ein Jahr gedauert, bis eine Million Exemplare von „Stupid White Men“ verkauft wurden. Sein neuester Kassenschlager, „Dude, Where’s My Country?“ (dude, zu deutsch „Geck“ oder „Typ“!) brauchte dazu nur einen Monat und erscheint jetzt in deutsch bei Piper „Volle Deckung Mr. Bush“. Und gerade hat er die Dreharbeiten für seine neueste Dokumentation beendet „Fahrenheit 9/11“: Die Wahrheit wird verbrannt bei dieser Temperatur, so seine kurze Auslegung des Titels. Er meint die Vorgänge um den Anschlag auf die Twin Towers in New York am 11. September 2001. Dort ging es auch nicht mit rechten Dingen zu, wer steckt dahinter? Warum reagierte der Oberkommandierende Bush und seine Generäle nicht, um Schlimmes zu verhindern? Die Luftwaffe blieb am Boden, obwohl vier Flugzeuge entführt wurden, unglaublich! Vielleicht ein Mittel, um den „Patriot Act“, eigentlich ein Sammelsurium von Gesetzesänderungen, um die Bürgerrechte zu beschneiden, zu plazieren? Warten wir’s ab.

Multimedia als Konzept

Satirisches Sachbuch, einfach beschrieben, sind die informelle Basis für das Publikum. Vorträge, wie der im CCH, in mehr als dreißig US Städten in nur einem Monat, verbreiten den Inhalt interaktiv. Dann folgte Großbritannien und jetzt in Deutschland, Berlin, Hamburg, weitere. Demnächst in Wien, dem Land von Arnold Schwarzenegger, Kaliforniens neuer republikanischer Gouverneur.

Das bringt Publikum, erschließt lukrative Buchmärkte und vertieft die sachlichen – eigentlich trockenen und ungeliebten - Botschaften. Die US TV Ketten sind weitgehend in republikanischer Hand, Bush freundlich. Das gilt leider auch für große Teile der „freien“ US Presse. Dort ist Mikel nicht gefragt. Aber in Europa sehr wohl, heute Abend „talked“ er bei Beckmann bei der ARD.

Das alles bereitet den filmischen Dokumentationen den Boden, weltweit! Die Bücher erscheinen in den USA über den Verlagsriesen Warner Books. Gleichzeitig in der englischsprachigen Welt der Pengium Group, damit weltweit in Kanada, England, Indien, Australien, Südafrika. Was für ein Markt!

Selbstverständlich www.michaelmoore.com im Internet, das moderne aktuelle Informationsmittel begleitet die Kampagne und ist Anlaufpunkt für Informanten und Kunden weltweit, für aktuelle Informationen PR und Marketing. Presse und Hörfunk sind selbstverständlich auch dabei, auch schon im CCH Hamburg.

Das ist die Multimedia Maschine: Sachbuch, Dokumentarfilm, Vortrag mit Tournee, TV, Presse, Hörfunk, Internet. So transportiert man heute politische Botschaften, so nutzt man die Globalisierung. Und so ist man sogar wirtschaftlich erfolgreich und damit unabhängig.

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